Im Jahr 2009 wurde unsere Fortuna schon 90 Jahre alt. Dieses Jubiläum nahmen wir zum Anlass, einmal auf unsere Vereinsgeschichte(n) zurück zu blicken. Die hier geschilderten Fakten sind im Wesentlichen der Festschrift zum 50. Jahrestag unserer Fortuna entnommen, die uns Klaus Langer zur Verfügung gestellt hat. Darüber hinaus haben wir auch noch einige „Highlights“ aus unserer jüngeren Geschichte aufgenommen.
Unsere Vereinsgeschichte begann im Jahr 1919 im Lokal „König“ (später „Pingel“, heute „Bredeneyer Hof“) in der Einigkeitstrasse. Bredeneyer Fußballfreunde trafen sich dort, um einen Sportverein zu gründen. Die Anwesenden einigten sich auf den Namen „Ballspielverein Bredeney“ mit den Vereinsfarben grün-rot. Den Vorstand bildeten: Heinrich König als 1. Vorsitzender, Willi Hüser als 2. Vorsitzender, Ludwig Pottgießer war Jugendleiter und Heinrich Bohnenkamp Spielobmann. In der Folge wurde die Spielgenehmigung beim Westdeutschen Spielverband beantragt und – noch wichtiger – ein Sportplatz gebaut. Den gab es nämlich bis dahin noch nicht. Im nördlichen Bredeney, das im Volksmund „Prumendorf“ genannt wurde, überließ ein Mäzen und Grundstückseigentümer uns sein Gelände zwischen Frühlingstrasse, Einigkeitstrasse und Rebenlaube kostenlos. Das Grundstück fiel ziemlich schräg ab, so dass es an der einen Seite abgetragen und an der anderen aufgeschüttet werden musste. Hierzu stellte Bauunternehmer Hirsch Loren und Schienen kostenlos zur Verfügung. In recht kurzer Zeit konnten schließlich vier Senioren- und drei Jugendmannschaften den Spielbetrieb aufnehmen.
Im mittleren Bredeney bildete sich zwei Jahre später der „Sportverein Bredeney“ mit den Vereinsfarben blau-gelb. Auch dieser musste sich eine Sportanlage schaffen und tat dies in der Nähe des Bredeneyer Rathauses. Zwar gab es seinerzeit auch schon den Sportplatz an der Meisenburgstraße, dieser wurde jedoch genutzt vom Essener Turnerbund (heute ETB Schwarz-Weiss Essen).
Die harten Jahre nach dem 1. Weltkrieg, die Inflation der 1920er Jahre, aber auch sportliche Ambitionen (man wollte in die nächsthöhere Spielklasse aufsteigen) führten schließlich nach einem längeren Prozess zur Fusion der beiden Bredeneyer Fußballvereine im Jahr 1929. Der neue Verein trug fortan den Namen „Spielvereinigung Fortuna Bredeney 1919/21 e.V.“ und entschied sich für die Vereinsfarben blau-gelb, die auch die Farben der Stadt Essen waren. In das Vereinslogo wurden allerdings auch die Farben grün und rot aufgenommen. Man zog um auf die Sportanlage an der Meisenburgstraße, die der ETB mittlerweile freigezogen hatte. Lediglich einige Jugendmannschaften und die klassentieferen Seniorenteams nutzten noch den Sportplatz in „Prumendorf“. Sportlicher Erfolg stellte sich wie erhofft durch den Aufstieg in die A-Klasse ein, so dass der Verein prosperierte, bis der Beginn des zweiten Weltkrieges das Leben in Deutschland völlig veränderte.
„Die wesentliche Aufgabe des Sports besteht nicht in der Erzielung von Spitzenleistungen. So notwendig diese auch immer sein mögen, entscheidend ist die Breitenarbeit, die allein gewährleistet, dass der Sport nicht nur Streben nach Höchstleistung, sondern auch und vor allem Ausgleich, Erholung und Entspannung ist. Gerade die erzieherische Bedeutung des Sports sollte uns Verpflichtung sein, die unverfälschten, echten sportlichen Tugenden ohne Rücksicht auf Zeiterscheinungen zu pflegen (…).“ Diese Sätze schrieb der damalige Oberbürgermeister der Stadt Essen, Wilhelm Nieswandt, in sein Geleitwort der Festschrift zum 50. Geburtstag der Fortuna im Jahr 1969. Wie hervorragend passen diese Worte immer noch oder gerade in unsere heutige „Leistungsgesellschaft“. Unser heutiger Vorstand versucht nach der Maxime des ehemaligen Essener Oberbürgermeisters zu handeln, obwohl ihm dessen Worte bis vor kurzem noch gar nicht bekannt waren.
Unterschiede zur Vereinsarbeit vor vierzig Jahren lassen sich aber dennoch in der Festzeitschrift aus dem Jahr 1969 erkennen: „Jeden Montag und Donnerstag ist um 20 Uhr im Vereinslokal K. Zimmermann ein Vorstandsmitglied der Spvg. Fortuna anwesend. Irgendwelche Anliegen, die unsere Vereinsinteressen betreffen, können in dieser Zeit besprochen werden.“ Wie entspannt muss Vorstandsarbeit vor vierzig Jahren gewesen sein!
Im Jahr 1946 nahm die Fortuna den Spielbetrieb wieder auf, obwohl der 2. Weltkrieg auch bei uns seine Opfer gefordert hatte. Bei der Neueinteilung der Spielklassen qualifizierte man sich sofort für die Bezirksklasse und konnte diese Liga sieben Jahre lang – meist sogar im oberen Tabellendrittel – halten. Es folgten dann plötzlich zwei Abstiege in Serie, so dass die erste Mannschaft sich in der 2. Kreisklasse wiederfand.
Die Jugendabteilung hingegen wurde von dieser sportlichen „Krise“ nicht berührt. Mitte der 50er Jahre kickten immer noch 10 Mannschaften für die Fortuna, und dies sehr erfolgreich. So gewann die damalige 1. Schülermannschaft sowohl die Kreis- als auch die Stadtmeisterschaft. Im Endspiel um die Stadtmeisterschaft wurde sogar die Elf von Rot-Weiß Essen mit 2:1 besiegt. Die gute Jugendarbeit zahlte sich aus – unter anderem durch den Wiederaufstieg in die 1. Kreisklasse im Spieljahr 1961/62. Die Aufstiegsmannschaft bestand fast ausschließlich aus „Eigengewächsen“. In den 60er Jahren klopfte die Fortuna einige Male ans Bezirksligator, aber der Aufstieg wollte erst im Jahr 1973 gelingen.
Es folgte die sportlich wohl erfolgreichste Zeit in der Seniorenabteilung. Nach fünf Jahren Bezirksligazugehörigkeit gelang in der Saison 1977/78 sogar der Aufstieg in die Landesliga. Mit einer einzigen Ausnahme in den 80er Jahren konnte die Fortuna diese Spielklasse bis ins Jahr 2004 halten, also weit über 20 Jahre Landesligafußball an der Meisenburg bieten. Doch ein Jahr vor dem Landesligaaufstieg gelang der bis dahin wohl größte sportliche Erfolg von Fortuna Bredeney: am Ostermontag 1977 besiegte die Mannschaft von Spielertrainer Werner Kontny im Stadtpokalfinale überraschend den damaligen Verbandsligisten Sportfreunde Katernberg mit 3:0. Fortuna Bredeney war erstmals Stadtpokalsieger der Senioren!
Dem Vorstand war zuvor ein besonderer Coup gelungen: von der SG Wattenscheid 09, damals Zweitligist, wurde mit Werner Kontny ein „Halbprofi“ als Trainer und Spieler verpflichtet, der seiner Mannschaft die richtigen Impulse für den sportlichen Erfolg gab.
Die Landesligajahre unserer Fortuna sind untrennbar mit dem Namen Heinz-Werner „Heini“ Winkler verbunden. In unterschiedlichsten Aufgaben – vom Fußballobmann bis zum 1. Vorsitzenden – engagierte sich unser viel zu früh verstorbener Sportfreund im Vorstand. Seine besondere Gabe war es, Menschen als Mäzene und Sponsoren an unsere Fortuna zu binden, so dass die Erfolge überhaupt erst finanzierbar waren.
Parallel zur positiven Entwicklung der Senioren verlief ein Boom in der Jugendabteilung. Jugendleiter Werner Ozdoba und seinen Mitstreitern gelang es, Mitte der 70er Jahre Jahrgänge mit bis zu drei Mannschaften zu stellen, so dass damals nicht selten 13, 14 Fortuna-Jugendteams in eine Saison starteten. Dies gelang insbesondere durch eine überaus attraktive Jugendarbeit, die weit über Training und Wettbewerb hinausging. Weihnachtsfeiern, Ferienfreizeiten innerhalb Deutschlands, nach Österreich oder in die Schweiz, Städtetouren und die schon fast legendären Oster- und Pfingsttreffen mit unseren englischen Freunden vom Wickford Town Boys Club sorgten für Mitgliederzuwachs und -bindung. Mit Fortuna ins Wembley-Stadion – das war damals möglich! Dass die dargestellte Breite auch eine sportlich erfolgreiche Spitze hervorrief, war fast zwangsläufig. Über viele Jahre kickten Fortuna-Teams von den D-Junioren bis zu den A-Junioren in der Leistungsklasse und manch eine Meisterschaft konnte an der Meisenburg gefeiert werden.